DER STANDARD
Donnerstag, 10. April 2003, Seite 7
Dienststellenversammlungen in ganz Österreich: Proteste gegen Verordnung von oben herab
Lehrer machen gegen Gehrer mobil
Flächendeckender Protest gegen die geplante Stundenkürzung: Nahezu alle AHS quer durch Österreich hielten Dienststellenversammlungen ab, um sich gegen das "Kaputtsparen der Bildung" auszusprechen.
Wien - Praktisch flächendeckend wurden am Mittwoch an den Standorten der allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) Dienststellenversammlungen abgehalten. Quer durch Österreich protestierten die Lehrer mit einem Aktionstag gegen die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer geplante Kürzung von Schulstunden. In einzelnen Städten kam es auch zu Demonstrationen. In Wien versammelten sich etwa 400 Lehrer und Schüler vor dem Bildungsministerium, um "gegen ein Kaputtsparen der Bildung" zu protestieren. Die Kundgebung in Wien wurde vom "Aktionskomitee Henriettenplatz" organisiert - eine Lehrervereinigung, die auch der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst kritisch gegenübersteht. So wurde nicht nur Kritik an Gehrer laut, sondern auch an der Gewerkschaft: "Wieso ist die Gewerkschaft nicht in der Lage, eine Kundgebung und einen Streik zu organisieren?", tönte es aus dem Megafon. Tatsächlich wurde ein Streikbeschluss von der Gewerkschaft nicht genehmigt. Einige Landesschulinspektoren haben sich auf den Standpunkt gestellt, eine Dienststellenversammlung kann nur am Dienstort stattfinden - also können die Lehrer die Schule nicht verlassen und demonstrieren. In Vorarlberg machten die Lehrer neben den Dienststellenversammlungen mit einer Demonstration in der Feldkircher Innenstadt ihrem Unmut Luft. Einem von der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft (UBG) organisierten Marsch hatten sich am späten Vormittag rund 200 Lehrer angeschlossen. In der Steiermark wurden die AHS-Lehrer im Rahmen des Aktionstages flächendeckend aktiv. Für die meisten steirischen AHS-Schüler hatte das einen im Durchschnitt um zwei Stunden verspäteten Schulanfang oder ein verfrühtes Unterrichtsende zu Folge. In Salzburg hielten praktisch an allen AHS die Lehrer Dienststellenversammlungen ab. Mit einer Demonstration vor dem Sitz des Landesschulrates protestierten die Tiroler AHS-Lehrer in Innsbruck. An allen 24 Tiroler AHS fanden Versammlungen statt. Unterstützt wurden die Protestaktionen der Lehrer von Opposition, Gewerkschaften und Universitäten. Für SPÖ-Schulsprecher Erwin Niederwieser sind die Stundenkürzungen eine reine Sparmaßnahme ohne pädagogisches Konzept. Eine echte Entlastung von Schülern und Eltern würde dagegen der Ausbau ganztägiger Schulformen bringen. (APA, red)
Landesweit Proteste in den Schulen (Titelseite)
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